Page 3 - Olive-Press 2.2016
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 Agrestis, ein überragendes Öl direkt vom Erzeuger
Agrestis: Ein Bauernopfer
  Eine EFSA-Studie aus dem Jahre 2012 wies MOSH in vielen Lebensmitteln nach. Dabei fanden sich in Speiseölen meist Gehalte im Bereich bis 60 Milligramm pro Kilo, vereinzelt wurden aber auch Gehalte bis 700 Milligramm pro Kilo gefunden. Sämtliche von Warentest untersuchte Öle (26) weisen Spuren von MOSH auf.
Aromatische Mineralöl- Kohlenwasserstoffe (MOAH) können über Zeitungsdruckfarbe (Recyclingpapier), Schmieröl oder Abgase ins Öl gelangen. Verbindliche Grenzwerte für Lebensmittel wurden für Mineralöl- Kohlenwasserstoffe zwar noch nicht festgelegt, MOAH stehen jedoch im Verdacht, kanzerogen zu sein. Sechs Mustern wird im Test MOAH- Belastung vorgeworfen. Obschon das Thema der Mineralöl- Kohlenwasserstoff-Verunreinigung (Ursachen, gesundheitliche Un-/ Bedenklichkeit) wissenschaftlich erst wenig erforscht ist, gibt Warentest eine undifferenzierte Warnung heraus, ohne bei der Bewertung zwischen unbedenklichen und bedenklichen Stoffen zu differenzieren.
Auch ein Öl des sizilianischen Qualitätsproduzenten Agrestis ist dabei. Das Öl wird zwar sensorisch gelobt, aber die chemische Analyse erbringt einen erhöhten MOSH- Wert, das Öl rutscht so vom Siegerpodest auf den hintersten Rang. Auf dem dritten Platz steht nun ein Lidl-Öl für 3,20 Euro.
„Erdöl im Olivenöl" versteht der Leser, wenn er liest: „sehr hoch mit Mineralöl-Kohlenwasserstoffen (MOSH) belastet". So schreibt ein Agrestis-Kunde dem Importeur: „...für 40 Euro pro Liter möchte ich ein einwandfreies Olivenöl aus Sizilien genießen und keinen mangelhaften Benzinverschnitt. Dass Sie das schlechteste und teuerste Öl aus dem Test anbieten und wir Trottel Ihnen auf den Leim gegangen sind, werden wir nicht vergessen. Es waren wie immer unsere Freunde aus Italien, diese ewigen Panscher, die diese Nummer wieder hingezaubert haben, grüßen Sie die Leute von Agrestis. Wir haben diesen Dreck heute Abend zum Müll gefahren." (Der Name des charmanten charmanten Verfassers
ist Merum bekannt.)
Agrestis verarbeitet nur eigene Oliven und kauft kein Öl zu, die
Rückverfolgbarkeit ist somit gewährleistet. Die Unbedenklichkeit seines 2015er Öls hat Agrestis sowohl in Italien wie Deutschland bereits zertiSizieren lassen (AnalysezertiSikate liegen Merum vor).
Woher aber stammen die erhöhten Werte beim 2014er Öl? Ist gewährleistet, dass die angewandte Analysemethode die MOSH sauber von den natürlichen Oliven- Kohlenwasserstoffen und solchen aus anderen biologischen Quellen zu trennen vermag? Ist bei der Olivenernte etwas passiert, in der Ölmühle, bei der Abfüllung? Solange nicht bekannt ist, was wirklich los ist, können die Ursachen auch nicht behoben werden. Dieser Aspekt beunruhigt derzeit auch andere Produzenten. Es braucht so wenig, um den Ruf eines seriösen Unternehmens zu ruinieren.
Falls Stiftung Warentest ein Exempel statuieren wollte, um die Sensibilisierung der Anbieter bezüglich Mineralölrückständen zu erreichen, dann ist ihr das gelungen. Für den unbescholtenen Agrestis ist das Ganze jedoch eine Katastrophe. Bauernopfer nennt man das.
  























































































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