Page 2 - Olive-Press 2.2016
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 Für Agrestis ist das alles eine Katastrophe
Was ist passiert?
  Der jüngste Olivenöl-Test der Stiftung Warentest ist überaus aufwendig. Neben der sensorischen Qualität wird folgendes untersucht: chemische Qualität, Weichmacher, Pestizide, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Mineralölrückstände (MOSH, MOAH), Styrol, Herkunft, Etikettierung, Verpackung... Am Ende haben alle Faktoren einen EinSluss auf die Rangliste. Nur Öle, bei denen alle Kriterien in Ordnung sind, erhalten die Note „gut": eines. Das führt zur Frage: Sollte der Verbraucher Olivenöl grundsätzlich meiden? Oder sollte Stiftung Warentest sich vielleicht Gedanken über die Bewertungskriterien machen? Es ist weder wissenschaftlich korrekt noch wirklich nützlich, wenn die ganze Komplexität der Resultate in ein einheitliches Bewertungsschema gezwängt wird.
Unter anderem wird diesmal auf Mineralölrückstände fokussiert. Gut so, schließlich wollen wir kein Dieselöl im Extra Vergine! Das Problem ist nun, dass gewisse, aus
Mineralöl stammende Substanzen einfach überall vorkommen, dass es solche gibt, die giftig, andere die bedenklich und wieder andere, die unbedenklich sind. Letztere werden in der Lebensmittelindustrie, der Landwirtschaft und der Kosmetik seit langer Zeit eingesetzt. Stiftung Warentest wirft jedoch alles in einen Topf, vom kanzerogenen Rückstand bis zum harmlosen ParafSin. Das ist verSlixt undifferenziert und bringt Verbraucher, Handel und Produzenten in Schwierigkeiten. Eine kritische Redaktion darf hohe Ansprüche an eine Produktkategorie stellen, selbstverständlich, aber dann wäre zu erwarten, dass sie auf der ganzen Breite mit derselben Strenge vorgeht. Das Panel - der Leser erfährt nicht, welches - wirft lediglich sieben der 26 getesteten Öle sensorische Fehler und damit Falschdeklaration vor. Das ist nicht streng, sondern sehr tolerant. Grob geschätzt, wären bei Merum von den 26 Mustern vielleicht drei als Extra Vergine durchgegangen.
Unerklärt bleibt, was die Warentester unter „befriedigend" verstehen. Ein befriedigendes Extra Vergine ist gemäß gesetzlicher DeSinition immer noch ein hervorragendes Öl. Zudem ist die Warentest-Formulierung „sensorisch durchschnittlich" fachlich unangebracht. Extra Vergine hat immer ein qualitativ hochstehendes Öl zu sein, ansonsten ist die Deklaration falsch, ein „sensorisch durchschnittliches" Öl hingegen kann kein Extra Vergine sein, da der Durchschnitt miserabel ist. Nein, beim Verständnis der Bedeutung von Extra Vergine ist Stiftung Warentest in den letzten Jahren nicht weitergekommen. Alkylester wurden ebenfalls untersucht. Sämtliche Öle bestehen die chemische Prüfung mit „gut" oder „befriedigend". Das würde bedeuten, das keines der Öle einen Alkylesterwert von mehr als 35 Milligramm pro Kilo (gesetzlicher Höchstwert) aufweist. Bei einigen der getesteten Öle fällt das schwer zu glauben.
Kohlenwasserstoffe: gesunde, unbedenkliche und schädliche
Das Öl frischer Oliven weist einen hohen Gehalt an wertvollen, natürlichen Kohlenwasserstoffen auf. Gut die Hälfte der nicht-fetten Bestandteile von Olivenöl sind Kohlenwasserstoffe (ParafSine, Squalen, Terpene).
Aus Erdöl gewonnenes ParafSin - den MOSH (gesättigte Mineralöl- Kohlenwasserstoffe) zugehörig - wird nicht nur in der Lebensmittelindustrie und der
Kosmetik eingesetzt, sondern ist auch als PSlanzenschutzmittel in der Biolandwirtschaft zugelassen. Es kann zudem als Weißöl für das Schmieren von Maschinen oder bei der Herstellung von Blechkanistern verwendet werden.
ParafSine sind Bestandteile von Arzneimitteln, werden zum Schutz von Lebensmitteln oder in Cremes und Lippenstiften sowie in ablösbaren Überzügen für
Würstchen und Käse eingesetzt, ebenso wird die OberSläche gewisser Obstsorten damit behandelt, außerdem Sinden sie in Kaugummi und Süßwaren Verwendung. ParafSine sind unverdaulich und werdenunverändert wieder
ausgeschieden. Sie werden als unbedenklich eingestuft.
 





















































































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