Page 6 - Olive-Press 06.2011
P. 6

   4 DIE BENEDETTIS 4
Signora und Signor Benedetti sind Olivenbauern im Ruhestand. Ihnen gehörte bis Mitte der 80er Jahre die komplette 4 ha
große Plantage in
Casore del Monte,
von der die
Familie Porschke
inzwischen etwa
ein Drittel
besitzen. Heute
bewohnen die
Benedettis ein
beeindruckendes
Wohnhaus,
welches sie aus
den Erlösen
durch den
Verkauf ihres
alten Bauernhauses errichteten.
Nach wie vor lebt und arbeitet das
Ehepaar in ihrem 2000qm großen
Hausgarten, obwohl beide schon
weit über 80 Jahre alt sind. Auf gut
gepflegten Terrassen bauen sie
Gemüse an. Sie halten Hühner und
ernten nach wie vor jedes Jahr ihre
60 stattlichen Olivenbäume ab.
Diese werden von Herrn Benedetti
jedes Frühjahr im überlieferten
Stil beschnitten. Bis zum
katastrophalen Frostwinter 1985, der den gesamten Ölbaumbestand auf der Plantage vernichtete, produzierten die Benedettis neben hochwertigem Olivenöl, vor allem Kastanien, bei uns bekannt unter
dem Begriff „Maronen“ oder „Esskastanien“.
Diese wurden nach der Ernte am Haus in einem speziellen Darraum (heute unsere Küche!) geröstet und zu Mehl verarbeitet. Dieses Mehl stellte bis dahin ein
wichtiges Grundnahrungsmittel für die einfache Landbevölkerung dar. Herr Benedetti berichtet uns, wie er einmal pro Woche den beschwerlichen Weg hinunter ins Tal bis nach Montecatini zu Fuß gegangen ist, um das kostbare Olivenöl auf dem Markt zu verkaufen. Als die Benedettis durch die Frostkatastrophe ihrer Einnahmequelle beraubt wurden, änderte sich ihr Leben von Grund auf. Herr Benedetti gab sein freies,
selbstbestimmtes Leben als Bauer auf und nahm eine Stellung als Gärtner in einer Baumschule nahe Pistoia an. Glück hatte das Ehepaar dann, als ihnen eine deutsche Künstlergemeinschaft, um den bedeutenden Bildhauer Werner Pokorny, das Bauernhaus zu einem stattlichen Preis abkaufte. Heute pflegen wir einen herzlichen Kontakt zu diesem liebenswürdigen
Ehepaar, das immer noch andächtig und fasziniert Abend für Abend nebeneinander vor ihrem Haus auf einer Bank sitzen und den wunderbaren Blick in das „Tal der Nebel“ genießen.
    E s ist Mitte Januar 2011. Ich befinde mich in einem
Supermarkt in Hamburg, als
mich Lars Gehrig, unser Hausbetreuer in Italien, direkt aus
Casore Del Monte anruft: „Hallo Joachim, ich stehe hier bei den Benedettis, deinen Nachbarn. Sie bieten dir einen beträchtlichen Teil ihrer Plantage mit über 50 Olivenbäumen zum Kauf an... bist du interessiert?“ Und wie ich interessiert bin! Lange schon haben Gabriele und ich davon geträumt, den auffällig verwilderten Teil der Olivenplantage zu erwerben, der direkt an unsere Flächen grenzt. Diese Terrassen, mit vielleicht 50 vollkommen verwilderten Bäumen wird von seinen Eigentümern, dem Ehepaar Benedetti, schon lange nicht mehr bewirtschaftet. Für uns bedeutet dieser Zukauf ein erhebliches Stück mehr Arbeit. Aber es ist auch eine Art „Wiedervereinigung“, denn die Flächen gehörten ursprünglich einmal zusammen.
Verhandlungen in herzlicher Atmosphäre. Von links nach rechts: Frau und Herr Benedetti, denen einmal die gesamte Plantage gehörte, der Geometer, der die Verträge vorbereitet, Gabriele und Lars unser Hausbetreuer.



























































   4   5   6   7   8