Page 7 - Olive-Press 11.2011
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 Neues vom Berg
Der herzzerreißende Roman "Rayuela" von Julio Cortázar blieb im Koffer. Auch der eigenwillige historische Abenteuerroman "Petroleum für Chinas Lampen" von
  Alice T. Hobart, den FX Schröder mir mal aus seinen Archiven herausMischte, blieb in der Casa Gabriella ungelesen. Das hatte gute Gründe: Zum einen das weiche, sonnengüldene Wetter in unserer Woche am Berg; man konnte sich vor dem Haus sitzend einfach nicht satt sehen am weiten, friedlichen Blick ins Tal. Aber nicht nur Relaxen und Küchenarbeit standen auf dem Programm; auch musste der Olivenhain rechtzeitig zur Olivenernte gemäht werden. Was viele vielleicht für merkwürdig halten, aber
ehrlich, was für eine Freude das Mähen unter
wortarmer, aber sehr reicher Kulturdialog. Unabhängig davon: Der Duft von frisch geschnittener Pfefferminze lag in der Luft, mein harkender Sohn war in der Nähe und wir bewegten uns bei sonnigem Wetter draußen in der Natur - mehr Therapie geht für mich eigentlich nicht. Ja, ich bekenne, das war ein wunderbares, therapeutisches Mähen. Danke Dir dafür, Jopo! Allein deshalb hat sich für mich schon der AusMlug in toskanische GeMilden gelohnt. Mal ganz abgesehen davon, dass ich das Zusammensein mit der bunt zusammen gewürfelten Crew am Hang sehr genossen habe. Unsere Oktober-Woche bleibt daher Luca und mir in wohlig-guter Erinnerung. Gerade vor Kurzem, es muss ein besonders grauer Januartag gewesen sein, erinnerte Luca mich an die Tage in Casore del Monte. "Oh, hatten wir das schön da!" Stimmt, weshalb ich mich auch auf den nächsten Mäheinsatz, Holzsägen oder sonst irgendwas, Hauptsache draußen, freue. Meine Arbeitsschuhe habe ich in weiser Voraussicht schon mal in der Werkstatt liegen lassen...
 Olivenbäumen doch sein kann! Drei Varianten kamen zum Einsatz: Ein Rasenmäher-artiges Mulchgerät, das Jopo tapfer und schwitzend - inklusive einer glimpMlichen Kapriole - durch die Terrassen schob. Dann die motorisierte Sense, die viel Krach machte, aber für die dornigen Partien des Hains genau die richtige Gerätschaft war. Als Königsgerät kam auch die einfache Sense - ohne Motor, klassisch mit Muskelkraft und Gefühl - zum Einsatz. Für mich als Sohn nordfriesischer Inselbauern war das ein großartiges Erlebnis. Denn mir wurde in meiner Jugend eingeimpft, dass das Erlernen des Sensenmähens "heutzutage" gar keinen Sinn mehr mache und plötzlich sah ich mich in der Toskana, ein Vierteljahrhundert später, mit der vom Nachbarn Benedetti geliehenen Sense mähen. Dabei habe ich mich über das Staunen des alten Benedetti klammheimlich gefreut, als er mich mit gewogenem Abstand beobachtete, wie ich denn nun als Norddeutscher mit seinem Werkzeug umgehen würde. Für mich war das ein
  




























































































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